Der alte Mann

Er betrat die Spelunke am Ende der Straße und streckte den am Tresen sitzenden Mann mit einem gezielten Kopfschuss nieder.

Warum hast du das getan“ fragte ein alter Mann.

„Weil er es verdient hatte!“ antwortete er.

Und warum hatte er es verdient?“

„Weil er Sie mir weg genommen hat…“

Eine hysterische Frauenstimme ertönte aus dem Nichts:
Hatte nicht SIE dich verlassen???“

Er dachte nach.
„Ja“, sagte er leise, „aber es hätte sich alles wieder eingerenkt. Wir wären wieder glücklich geworden, - wie früher!“

Die hysterische Stimme lachte verachtend und irgendwo fing ein kleines Kind an zu wimmern.

Du hast ihn getötet!“ bemerkte der alte Mann. „War das nötig?“

„Ja, - ja es war nötig! Er war im Begriff alles kaputt zu machen. Mir meine letzte Chance zu rauben.“ erwiderte er verzweifelt.

Letzte Chance?“ fragte die Frau,
Dass ich nicht lache… Meinst du, Sie wäre wirklich noch einmal zu dir Versager zurückgekehrt? Was konntest du Ihr denn schon bieten!“

Er war ein guter Mann. Ich denke, er hat Sie aufrichtig geliebt!“

„Halts Maul Alter!!! Und du auch Schlampe!! Ihr habt doch keine Ahnung, - ICH war der einzige der Sie geliebt hat! Hört ihr? Der Einzige! Und ich habe Ihr ALLES geboten. Was Sie nur haben wollte! Schließlich habe ich Sie GELIEBT...“

Ein dicker Knoten bildete sich in seinem Hals.
Das Kind weinte inzwischen große Krokodilstränen.

Ja, Schläge hast du Ihr geboten!“ sagte die Frau vorwurfsvoll.

Mieser schwanzlutschender Schläger!“ brummte der alte Mann.

Ein spitzer Schmerz durchbohrte sein Herz.
„Das, - das stimmt aber so nicht…“, schluchzte er,
„…Sie, - sie hatte mich provoziert…hatte sich immer so sexy gekleidet…“

Verhurter Lügner. Wir wissen Bescheid, - alle wissen Bescheid!“

„HÖR AUF!“

Elender MÖRDER!“

„VERPISS DICH! LASS MICH IN RUHE! Ich tat es doch nur für Sie!!“

Als ob Sie einen Mörder lieben könnte!! Du bist doch wirklich noch dümmer als du aussiehst. SCHWANZLOSES ARSCHLOCH!“

Er schaute auf den toten Mann. Die Blutlache hatte sich ausgeweitet und berührte inzwischen die Spitze seines Schuhes. Das Kind hatte aufgehört zu weinen. Es war plötzlich ganz still.

Du wertloses Stück SCHEIßE…, sieh nur, was du getan hast!“

Er nahm ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte den Schuh sauber.
Dann setzte er an und erschoss den alten Mann in seinen Kopf…
Beko - 23. Jul, 16:28

Sehr schön.

Bis auf den letzten Satz, der hinkt irgendwie etwas...

Küstennebel - 24. Jul, 14:10

Danke

Wie würdest du die Geschichte denn enden lassen?
Küstennebel - 13. Sep, 15:06

hmm...ist natürlich auch'ne idee...allerdings war das "erschoss" schon beabsichtigt, damit die idee hinter der story klarer wird - obwohl die anscheinend eh nicht richtig rüber kam *kopfkratzt*
mal sehen...vielleicht überarbeite ich den text irgendwan nochmal =)
Küstennebel - 14. Sep, 12:16

es gibt keinen alten mann. es gibt keine frau und auch kein kleines kind…
irgendwann einmal, sah ich einen film, dessen titel ich leider vergessen habe.
die story war im prinzip dieselbe: ein aufgebrachter mann, stürmt in ein zimmer und tötet vor wut / neid / eifersucht einen zweiten. anschließend kommt er wieder zur ruhe, setzt seelenruhig an, und tötet sich selber. ich weiß noch, dass ich den film recht gut fand und mir vorstellte, was sich wohl in diesem moment im kopf des täters abspielen könnte.

der mann ist wütend auf den anderen, weil dieser ihm etwas „genommen“ hatte bzw. etwas besaß, was er gerne haben wollte / mal ihm gehörte. er steigert sich in seinen hass soweit hinein, dass er an nichts anderes mehr denken kann und irgendwann aus einer kurzschlussreaktion heraus diesen mann tötet.
in diesem moment fällt die ganze aufgestaute anspannung mit einem male ab.
er hat es getan...hat sich seines „feindes“ entledigt...er hat gesiegt.
erst jetzt lässt er wieder andere gedaken zu, die wie ein tsunami sein gehirn fluten. es sind verdrängte gedanken, vielleicht sogar sein gewissen. die gedanken sind ungeordnet und belastend und machen den mann in seinem geschwächten zustand fast wahnsinnig.

er erkennt, dass er mit seiner blutigen tat nichts gewonnen hat, da nicht der andere mann an seiner wut und verzweiflung schuld war, sondern in erster linie er selbt. er hatte fehler begangen, - er wollte sie sich nicht eingestehen und nun hatte er alles noch schlimmer gemacht. er ist verwirrt, schockiert, verängstigt, will die gedanken nicht wahrhaben, doch sie scheinen ihn von innen heraus aufzufressen. in dieser gefühlschaotischen situation beendet er seine qual mit dem einzigen schritt der selbsterlösung, der ihm noch geblieben ist und tötet sich kurzerhand selbst.

ich habe versucht, die gedanken / das gewissen des mannes mithilfe von anderen personen zu verbildlichen, - seinen inneren kampf, der zur selbsterkennung führt, darzustellen und sein handeln zu erklären.
vielleicht ist die geschichte ja jetzt verständlicher!? =)

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