Inferno reloaded

Donnerstag, 20. März 2008

Horst

In meinem alten Heimatstädchen gibt es eine kleine Kneipe. Es ist die eine unter einem Dutzend, deren verruchter Name, Einrichtung und Besucher sich im Laufe der Jahre nie geändert haben, seit man seine ersten Bierchen dort trank und mit den besten Freunden die Abende verbrachte.
Der ramponierte Billardtisch, der alte Dartautomat (ein Spiel eine Mark), der Stammtisch hinten links, die Nischentische, dukles Holz, dämmriges Licht, gute Musik, Emaille, antike Deko, Ignoranz des Rauchverbots, die Bar und - der Horst.

Ich "kenne" den Horst schon seit ich 15 bin. Er ist ein dickbäuchiger Mann, Mitte 40, mit großzügiger Spielwiese, eingefallenen, kleinen Augen und einem äußerst freundlichen Lächeln. Wann immer man auch in die Kneipe geht, ist Horst meistens längst da. Er sitzt immer an der Bar neben dem Fernseher, trinkt gerne Hefeweizen (3-4 über den ganzen Abend verteilt) und hat die Eingangstür stehts im Blick.
Er grüßt, kennt und unterhält sich mit jedem Gast - doch immer wenn jemand Neues zur Tür herein kommt, wandert sein Blick stets hinüber, als würde er auf eine wichtige Verabredung warten, oder auf den Besuch eines Prominenten hoffen.

Inzwischen bin ich schon ziemlich lange keine 15 mehr - doch der Horst, der sitzt nach wie vor in der kleinen Kneipe wann immer man auch hingeht. Er trinkt dann seine Hefeweizen, unterhält sich und

wartet.
Worauf wartet Horst?

Freitag, 22. Dezember 2006

Das Leben im Kriegsgebiet

Szenerie: 26. August 2006, zu später Stunde auf dem alljährlichen Fest meiner Heimatstadt

Eine Gruppe von 5-10 Albanern stürzt sich in einer dunklen Gasse auf Mario*. Sie überwältigen ihn, drücken ihn auf den Boden und strecken seine Hand aus. Ein junger Mann - Bekim* - baut sich vor Mario auf und tritt zu. Immer wieder.
Grund: Mario hatte mit Bekim's Ex-Freundin auf dem Fest geflirtet.

Als die Sirenen ertönen, laufen sie weg. Mario kommt ins Krankenhaus.
Ergebnis: Fünffache Fraktur der rechten Hand.
Mario's Kommentar: "das heilt schon wieder..."

Die Bande wird von der Polizei verhaftet. Anklage wegen Körperverletzung wird erhoben. Mario verweigert die Aussage, es kommt zu keiner (oder nur einer minderschweren) Verurteilung.
Mario's Kommentar: "die dürfen nicht in den Knast, das ist meine Angelegenheit."

Mittlerweile ist Mario's Hand schon ziemlich gut verheilt.
Er ist bekannt in der Stadt, - und gefürchtet. Er hat gute Kontakte zur rechtsradikalen Szene sowie zu den "Hells Angels".
Aktuelle Aussage: "Entweder die ziehen von sich aus hier weg, oder wir helfen nach. Eines ist sicher: es herrscht Krieg!"



Ich bin froh nicht mehr in dieser Stadt zu wohnen. Nicht mehr auf die kooperative Gesamtschule gehen zu müssen. Den Leuten nicht mehr täglich in die Augen sehen zu müssen. Und keine Angst mehr zu haben.
Angst, auf dem Nachhauseweg abgefangen zu werden. Angst aufgrund der nicht-arischen Herkunft zum Opfer zu werden. Angst zwischen die Fronten zu geraten.

Wie Nora*. Nora war hübsch, - zu hübsch. Bayram* bemühte sich wochenlang um sie. Leider vergeblich.
Als Nora mit einem Nazisympathisanten zusammen kam, zürnte sie Bayrams Hass. Sie wurde überfallen und in den Bauch getreten. Die Täter wurden nie gefasst...



Ich hatte Glück. Wir zogen fort, als ich 14 war.
Das Leben auf dem Dorf oder in einer Kleinstadt kann wirklich sehr idylisch und behütet sein. Das Leben in meiner Heimatstadt war einfach nur die Hölle!


* Namen geändert

Sonntag, 29. Oktober 2006

süüüsssss?! =)

ich-
"Moin Moin ihr Lieben! Ich wünsche euch allen einen stressfreien Start in die Woche. Seid schön artig, während ich mich noch etwas in der Heimat entspanne und vermisst mich bloß nicht allzu sehr! *g*"

Donnerstag, 26. Oktober 2006

Berufsqual/wahl

Ich glaube jede Klasse macht früher oder später einmal einen Ausflug zum BerufsInformationsZentrum.
Man gibt dort seine Interessen in den BIZ-Computer ein und dieser ermittelt innerhalb weniger Augenblicke einen ganzen Katalog von passenden Berufsmöglichkeiten.

Anwalt, Arzt, Krankenschwester, Tischler, Maler, Bauer, Lehrer, Psychologe, Ernährungswissenschaftler, Astronaut, Pilot...für die meisten war der passende Beruf dabei.
Meine Interessensauswertung erstaunte mich damals sehr:
  1. Sängerin (ja nee, is klar! jeder, der mich schon mal hat singen hören müssen, darf jetzt einmal laut lachen. so musikalisch ich auch bin, - singen kann ich nun wirklich GAR nicht^^)
  2. Tänzerin (öhm...meint ihr wirklich mich?? öööhhh...den walzer vom abiball könnt ich noch hinkriegen...allerdings trat ich meinem armen tanzpartner selbst dabei diverse male auf die gestriegelten lackschuhe! *kicher* )
  3. Schauspielerin (*muuhahaha* mein schauspielerisches talent ist und bleibt unentdeckt!)
  4. Schriftstellerin (hmm...ja okay...aber hauptberuflich????)
  5. Wissenschaftlerin
Gut, jetzt werd ich 'ne Ingenieurin, - ist ja quasi fast 'ne Wissenschaftlerin! *g*
Aber schon lustig, was einem alles so vorgeschlagen wird!

Nun interessiert mich natürlich: Was waren eure Berufsvorschläge und was seid ihr tatsächlich geworden ?? =)

Dienstag, 24. Oktober 2006

In Memoriam

Man könnte sagen, dass ich damals bei meinem Uropa aufgewachsen bin.
Er wohnte bei uns im Haus und hatte ein eigenes Zimmer. Meine Eltern arbeiteten in der nächstgrößeren Stadt, hatten einen langen Anfahrtsweg und unregelmäßige Arbeitszeiten, teilweise mit Schichtdienst.
Wenn ich morgens in den Kindergarten oder später in die Schule musste, waren sie oftmals bereits aus dem Haus und so achtete mein Opa darauf, dass ich rechtzeitig aufwachte, etwas frühstückte, alles einpackte und zeitig zur Schule aufbrach. Manchmal begleitete er mich sogar, gerade als ich noch sehr klein war.

Trotz seines Alters und seines schweren Schicksalsschlägen, war er ein agiler, rüstiger Mann geblieben. Er war nicht allzu groß, hatte weißes, schütteres Haar und war der liebevollste Mensch, den ich mir vorstellen konnte.
Von der Schule holte er mich meistens mit dem Fahrrad ab und ließ mich auf dem Gepäcktrager mitfahren. Daheim aßen wir eine Kleinigkeit und dann half er mir bei den Hausaufgaben oder spielte mit mir.
Er war sich für nichts zu schade, spielte mit Puppen, ließ sich zeitweise auch mal ärgern und erfüllte mir viele kleine Wünsche.

Selten erzählte er von sich. Von seiner schweren Jugend, seiner langen Armeezeit im Zweiten Weltkrieg, dem Verlust von 4 Brüdern in ebendiesem, der jahrelangen Gefangenschaft in Sibirien und dem Verlust seiner großen Liebe, mit der er nie wirklich hatte zusammen sein dürfen.
Ich fand es bewundernswert, dass er trotz dieser traurigen Erlebnisse, solch ein lebhafter und liebevoller Mensch geblieben ist und ich war ihm dankbar dafür.

Ich habe sehr viele Erinnerungen an ihn und unsere gemeinsamen Erlebnisse:
  • Wie wir zusammen einkaufen gingen und er sich meistens eine Dose Bier, Schokolade, Brot und geräucherten Fisch kaufte und für mich oft noch ein Überraschungsei oder mal eine Zeitschrift;
  • wie er mir stundenlang beim musizieren zuhörte und mich immer wieder aufbaute, wenns mal nicht so gut lief;
  • wie er mir Fahrrad fahren und Rollschuh laufen beibrachte;
  • wie ich auf dem Nachhauseweg mal mit dem Fuß in die Speichen seines Rades geriet und mir denselben brach;
  • wie er sich mit dem ungeliebten Nachbarn wegen irgendeiner Kleinigkeit zu prügeln begann und den Streit mit einem Veilchen verließ
  • und wie er mich vom Nikolaus zu überzeugen versuchte, indem er klingelte, weglief und sich anschließend wieder ins Haus schlich!^^
Eigentlich sind es noch viel mehr Gedanken, aber alle aufzuschreiben, würde hier den Rahmen sprengen.

Irgendwann fiel mein Opa beim Rasenmähen einfach um und stand nicht mehr auf. Da war ich um die 10 Jahre alt. Für mich brach eine Welt zusammen und ich konnte und wollte es einfach nicht verstehen. Meine Mama sagte damals zu mir: "dein ganzes Leben lang, hat der Opa dich geliebt und auf dich aufgepasst! Hab keine Angst, auch jetzt wird er einen Weg finden, wie er als Schutzengel über dich wachen kann. Er wird immer bei dir sein."
Und so kitschig es klingt, ich glaube daran. Manchmal, wenn ich Angst habe, glaube ich sogar, seine Nähe spüren zu können. Dann entspanne ich mich etwas und flüstere ganz leise: "Danke Opa, ich hab dich auch lieb!"

In diesem Monat wäre mein Uropa B.B. 93 Jahre alt geworden!

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