Freitag, 21. Juli 2006

Kapitel 2

…„aus der stadt, die niemals schläft, - und seit gestern schläft dort wirklich niemand mehr!“ der schmorsch machte eine künstlerische pause und seine keilförmigen zähne blitzten aus dem mund schlitz unter seiner nase hervor. wie aus dem nichts, sprang plötzlich ein kleiner wiesenhopper aus der kleidung des zwergwüchsigen, schreckte die kieselfliegen auf und rettete sich mit zwei großen, langgestreckten sowie zwei kurzen sprüngen durch das zur hälfte geöffnete fenster ins freie. wie seltsam.
„ich war eigentlich nur auf der durchreise“, fuhr der schmorsch fort, der den wiesenhopper nicht bemerkt zu haben schien, „als ich kurz vor der zeit an die ortsgrenze mokolos kam. obwohl es schon spät früh war, verspürte ich keinerlei müdigkeit und beschloss daher in einen börzgarten einzukehren und mich an dem wilden treiben auf den straßen zu erquicken. es war erstaunlich: man hätte glatt vermuten können, dass es erst halbzeit sei, denn überall wieselten beschäftigte bewohner umher und kinder spielten in dunklen ecken mit toten ratten, die sie in der dämmerung gefunden hatten. selbst ein paar gulups hörte man in der ferne mörken obwohl sich der himmel schon längst unter dem purpurnen gewand der tochter finsterions verkrochen hatte. irgendwie war es unheimlich!
selbst mir kribbelte es plötzlich in den fingern und ich war kurz davor aufzuspringen und mit einem häuslebau zu beginnen, als plötzlich ein reiter in windeseile zum stadttor herein galoppierte. er sprang am marktplatz von seinem erschöpften reittier und schüttelte kurz die pollen von seiner kleidung. dann richtete er sich erhaben auf und rief lauthals:
>>es ist etwas schreckliches geschehen!! höret mir zu!<<
die aktiven bewohner begannen verstört und hektisch durcheinander zu laufen und einige stießen verwirrt mit ihren köpfen zusammen (ich konnte mir die szenerie bestens vorstellen. schließlich sind wir ein durchaus ängstliches und schreckhaftes völkchen) der reiter holte erneut tief luft und rief weiter >>liebe leute, uns wurde der schlaf gestohlen!!!<<“
an dieser stelle machte der schmorsch erneut eine künstlerische pause um auf die wichtigkeit seiner worte hinzudeuten. dabei war dies gar nicht nötig: der aus seiner temporären lähmung erwachte karst hatte nach den lezten worten lauthals angefangen zu schlurchzen, während er weiterhin die hähne der zapfanlage auf hochglanz polierte und selbst ich hatte meinen alles durchdringenden blick abgelegt und merkte wie sich ein ungutes gefühl ganz tief in mir ausbreitete.
„gestohlen?“ hackte ich nach. „wie um himmelswillen kann irgendjemand irgendetwas denn den schlaf stehlen?“
der schmorsch antwortete kurz und knapp: „mit magie!“ magieeeee???? >der typ wollte mich doch verscheißern<, dachte ich kurz, aber er sprach weiter: „der reiter erzählte, er käme aus razna. dort sei am morgen ein zauberer magier aufgetaucht, der überall vom diebstahl des schlafes berichtet und vor einer großen katastrophe gewarnt habe. natürlich hat ihm am anfang niemand beachtung geschenkt, - selbst als alle kinder keinen halbzeitschlaf halten wollten und die ganze stadt in einen nebel aus schreischwaden hüllten, wurde der zauberer magier verjagt und mit alten wörms beworfen. (dies war übrigens die übliche verhaltensweise, wenn man einem zauberer magier begegnete. niemand glaubte hier an magie, schließlich funktionierte doch alles ganz gut ohne sie und laut der legende wurde die magie auch vor vielen, vielen zeitdekaden bereits verbannt.)
erst, als sich der alte könig wümpkü, anstatt seinen heiligen schlaf abzuhalten (ja, der könig schlief wirklich für sein leben gern. er konnte immer und überall schlafen und verschlief sogar seine inthronisierung als auch die geburten all seiner siebzehn kinder. man munkelt sogar, dass er seine eigene geburt verschlafen haben soll…) viele momente nach der zeit mit seinen ebenso schlaflosen kindern und angestelltend rommé-spielend im innenhof wiederfand, verstummten die bösen flüche und bald schon suchte man den zauberer magier verzweifelt in der ganzen stadt, - doch er blieb verschwunden. - es scheint also, als wäre uns nicht nur der schlaf, sondern auch noch der zauberer magier gestohlen worden!“
nach dieser gewagten aussage atmete der schmorsch tief durch und lehnte sich auf seinem tresenhocker soweit zurück, dass er fast hinten über fiel und schien ob seiner wertvollen information geld anerkennung und geld bewunderung von uns zu erwarten. doch auch in seinem gesicht konnte man die ungewissheit und furcht lesen, die seine schönen braunen knopfaugen in einen grauen schleier hüllten. karst hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt, aber es hatte den anschein, als ob er mit dem putzen einfach nicht aufhören konnte, - inzwischen säuberte er seine kröguntersetzer (karst war übrigens der einige wirt den ich kannte, der untersetzer benutzte…) und murmelte etwas unverständliches von verschwörungen und dass irgendwer irgendetwas es verdient hätte in einem großen haufen dampfende gulup-kacke versenkt zu werden…ich könnte mich aber auch irren. die kleinen stellen rund um seine ohren waren inzwischen rapsgelb und die region schien sich auch auf den hals auszuweiten. armer karst.

ich wandte meinen blick wieder dem kommentargeilen schmorsch zu und ließ meinen bedenken freien lauf: „ach, du spinnst doch! *pah* hast dir auf deiner reise wohl ’nen ordentlichen bromesselstich geholt, ’wa? *haha* als ob jemand etwas den >schlaf< stehlen könnte, - und das noch mit magie…“ ich versuchte meine stimme nicht zittern zu lassen und vermutlich gelang es mir nicht ganz, denn augenblicklich beugte sich der schmorsch auf dem tresenhocker ganz nah zu mir rüber und es kehrte eine beunruhigende leere in die soeben eben noch verschleierten braunen augen. seine spitz zulaufenden ohren richteten sich etwas weiter von seinem schädel ab und ich konnte es fast hören, wie karst vor lauter schreck den atem anhielt (oder er war schon wieder gelähmt…) als der kleine Wicht mich mit seinen behaarten Wurstfingern an die Hand fasste und in ruhigem ton sprach: „na dann komm mal mit“…

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